Die islamische Weltgemeinschaft begeht in jedem Jahr – abhängig vom islamischen Kalender – den Fastenmonat Ramadan. In diesem Jahr begann er am 27. Mai und endete am 26. Juni.
Im Monat des Ramadan, so heißt es überliefert, wurde der Koran herab gesandt, der den Muslimen die göttliche Weisung erteilt. In dieser Zeit soll von ihnen der Glaube zelebriert werden. Das heißt, es soll inne gehalten und dieses Ereignisses in besonderem Maße durch das Fasten gedacht werden. Nach den islamischen Regeln dürfen in der Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang u. a. keine Getränke und keine Speisen verzehrt werden. Ausnahmen gelten für Heranwachsende, kranke, alte und schwache Menschen sowie schwangere Frauen. Auch bei längeren Reisen gibt es Ausnahmen, wobei in diesem Fall die betreffenden Tage nachgeholt werden.
Die Mahlzeiten unterliegen – je nach Kulturkreis – unterschiedlichen Regeln. Aber für die morgendliche Mahlzeit vor Sonnenaufgang (Suhoor), die oft aus leichten Reisspeisen und Früchten besteht, gilt einheitlich, dass diese vor dem ersten Gebet des Tages eingenommen wird.
Am Abend gelten strengere Vorschriften. So beginnt das Abendessen nach Sonnenuntergang (Iftar) mit Datteln und einem Getränk. Danach folgt das Gebet und erst dann werden die Hauptspeisen gereicht, die sehr kalorienhaltig sein können und mit Desserts abgeschlossen werden. Iftar – so ist es vielfach der Brauch, wird in einem größeren Kreis mit Familie und Freunden eingenommen und besteht aus verschiedenen Hauptspeisen.
Ein wichtiger Bestandteil des Ramadan sind Spenden für die Armen. So gilt zum Beispiel die Regel, dass man fünf Prozent seiner Ersparnisse für die Armen geben soll und wem es möglich ist, der sollte mehr geben.
Katja, eine Betreuerin von jungen Flüchtlingen, und Mo, ein junger Mann aus Afghanistan, der hier schon viele Jahre lebt, hier studiert und längst Wurzeln geschlagen hat, hatten die Idee, dem Brauch der gemeinsamen Abendessen im Ramadan zu folgen. Sie luden dazu neben minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen auch die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Stadtteile ins SBZ-Heizhaus ein. An insgesamt acht Abenden wurde gemeinsam gekocht und gespeist. In der Küche herrschte reges Treiben, alle legten Hand an und es wurden köstliche Kreationen gezaubert, die im wahrsten Sinne des Wortes als weltumspannend bezeichnet werden können. Reis spielte eine Hauptrolle, aber auch Kartoffeln, Fleisch und Möhren kamen auf den Tisch, wie auch andere Gemüsesorten und verschiedene Früchte und Getränke.
Viele junge Leute aus Syrien, Somalia, Afghanistan, Pakistan, dem Iran, Eritrea, Palästina und auch Einheimische nahmen das Angebot gern an. Die Verständigung unter allen Anwesenden klappte prima – auf Deutsch. Es gab viele Gespräche in angenehmer und aufgeschlossener Atmosphäre, bei denen man sich näher kennenlernte. Leider machten nicht viele Einheimische von dem Angebot Gebrauch, aber diejenigen, die es nutzten, erfreuten sich an dem Zusammensein mit jungen Leuten aus vielen verschiedenen Ländern. Ein großes Dankeschön, besonders der jungen Leute, gebührt dem Team des SBZ, das diese Treffen mit der Bereitstellung der Räumlichkeiten erst möglich machte.
Patricia Fleischer