Im Herbst letzten Jahres wurde eine Quartiersbefragung in der Südstadt und in Biestow durchgeführt. Mit der tatkräftigen Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer im Stadtteil wurden rund 1500 Fragebögen verteilt. 540 Fragebögen wurden ausgefüllt und konnten schließlich ausgewertet werden. Da die Fragenbögen sehr umfangreich waren, verzögerte sich die Auswertung. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, den Fragebogen auszufüllen. Was aber kam nun dabei raus? Zunächst das Erfreuliche: Leben in der Südstadt oder in Biestow ist offenbar von hoher Qualität. Zumindest sind 95% der Befragten mit ihrem Leben in ihrem Stadtteil sehr bzw. eher zufrieden. Das ist schon ein erstaunlich hoher Zustimmungswert und spricht für die Lebensqualität gerade für ältere Menschen. Ein Beleg für diese Zufriedenheit ist aber auch die Tatsache, dass die Befragten im Durchschnitt seit 42 Jahren in der Südstadt leben und auch nur sehr wenig Interesse bekunden, in einen anderen Stadtteil zu ziehen. Aber wo viel Licht ist, ist auch immer ein bisschen Schatten: Wenn man sich die konkreten Probleme anschaut, dann beschäftigt viele ältere Menschen vor allem die Wohnsituation: viele Wohnungen sind (noch?) nicht barrierefrei, oftmals fehlen Fahrstühle oder einfach nur ausreichend Stauflächen für Rollatoren oder Rollstühle. Gerade Menschen, die körperlich beeinträchtigt sind, erleben diese Einschränkungen doch als sehr beschwerlich und einschränkend. Mit Blick auf die Infrastruktur im Stadtteil gaben 40% der Befragten an, nichts wesentliches zu vermissen. Wenn etwas vermisst wurde, dann war es ein gemütlicher Treffpunkt, wo gerade ältere BewohnerInnen zwanglos zusammen kommen können. Auch wurden mehr Bänke in den Grünflächen gefordert. Problematisch sei auch die Situationen mit Blick auf öffentliche Toiletten und vor allem die Beleuchtungen in den Parkanlagen (Winter) . Rund ein Fünftel gab auch an, dass sie sich gegenüber kriminellen Übergriffen nicht ausreichend geschützt fühlen. „Älter werden“ ist immer auch damit verbunden, dass gerade bei körperlichen Beeinträchtigungen Unterstützungen für die Bewältigung des Alltages in Anspruch genommen werden müssen. Hier spielen bei den Befragten insbesondere die Familie eine ganz zentrale Rolle. Aber auch Freunde und Nachbarn sind eine wichtige Ressource. Wenn aber ein eher komplexer Unterstützungsbedarf deutlich wird: An wen wenden sich die Bewohner der Südstadt und welche Beratungsangebote kennen Sie überhaupt? Hier wurde deutlich, dass insbesondere die Ärzte ein sehr großes Vertrauen genießen. Aber natürlich spielt auch hier die Familie und der Freundeskreis ein zentrale Rolle. Demgegenüber sind professionelle Beratungsanbote wie etwa die Pflegekassen, der Pflegstützpunkt oder die Pflegedienste nicht allen BewohnerInnen bekannt und werden als Beratungsmöglichkeit nur in geringerem Umfang in Betracht gezogen.
Welche Folgen haben diese Ergebnisse nun für die Südstadt? Verschwinden diese Ergebnisse in der Schublade? Erfreulicherweise nicht. Im Rahmen einer öffentlichen Vorstellung der Ergebnisse wurden – nach kreativen und konstruktiven Diskussionen mit den BewohnerInnen – verschiedene Arbeitsgruppen (AG) gegründet, in denen zu den oben genannten Themen gearbeitet wird. Alle BürgerInnen sind herzlich eingeladen, in diesen Arbeitsgruppen mitzuwirken. Insgesamt sind es fünf Arbeitsgruppen, die gebildet worden sind: Dabei beschäftigt sich die erste AG mit der Etablierung eines Seniorencafés im Freizeittreff Süd-Pol, eine weitere AG mit Fragen des Wohnens und alternativen Wohnmöglichkeiten. Eine weitere Arbeitsgruppe versucht Ideen zu entwickeln, wie man die Nachbarschaftshilfen in der Südstadt fördern kann. Eine vierte AG beschäftigt sich mit der Frage, wie die Angebote zur Beratung besser zugänglich gemacht werden können. Hier werden auch konkrete Veranstaltungen, wie der 2. Senioreninformationstag am 6.Mai vorbereitet. Und schließlich organisiert eine fünfte AG mit den Ortsbeiräten in der Südstadt und in Biestow Stadtteilbegehungen, um Lösungen für Probleme im Bereich der räumlichen Infrastruktur (z.B. fehlende Toiletten, Bänke und Beleuchtung, Unsicherheiten im Straßen- und Wegeverkehr, fehlende barrierefreie Zugänge…) zu entwickeln. Koordiniert werden diese Arbeitsgruppen vom Stadtteilkoordinator für Seniorenbelange Herrn Robert Sonnevend, der auch als Kontaktperson für interessierte BürgerInnen zur Verfügung steht.
Insgesamt scheint mit der Befragung ein spannender Prozess angestoßen worden zu sein, der die Belange älterer Menschen in der Südstadt und Biestow aufgreift und nach praktischen Lösungen sucht, um die Lebenssituation der älteren Menschen weiter zu verbessern.
Die nächsten Treffen der Arbeitsgruppen:
2.AG „Wohnen im Alter“ am 13.April um 9 Uhr im Heizhaus
3.AG „Hilfe und Teilhabe“ am 22.April um 9 Uhr im Süd-Pol
4.AG „Öffentlichkeitsarbeit/Senioreninformationstag“ am 15.April um 9 Uhr im Heizhaus
5.AG „Seniorengerechte Infrastruktur/Sicherheit im Stadtteil“ am 27.Mai um 15.30 Uhr – Stadtteilbegehung des Ortsbeirates Biestow- Treff Biestower Damm/Ecke Kringelgraben
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